Kevin, der Harfenbauer – Eine stille Begegnung in Cork
Kevin, der Harfenbauer – Eine stille Begegnung in Cork
Kevin, der Harfenbauer
Eine Begegnung in Cork – über Holz, Musik und die Kunst, in der Ruhe zu arbeiten.
Wenn man eine Reise plant, kommen viele Gedanken auf: „Was möchte ich erleben?“ „Was will ich wirklich spüren?“ „Wovon soll etwas bleiben?“
Für mich war eines von Anfang an klar: Ich wollte Irland nicht nur sehen. Ich wollte es verstehen. Fühlen. Eintauchen. In das, was die Menschen bewegt. Und was sie in Bewegung setzen.
Die Harfe – Irlands Klang der Seele
In Irland hat die Harfe eine jahrhundertealte Tradition. Sie war einst fest in der Gesellschaft verankert, ehe das britische Empire sie verdrängte. Heute feiert sie eine neue Blüte. Sie ist nicht nur auf dem Wappen der Republik zu sehen – sie ist in den Händen vieler junger Menschen, die wieder lernen, wie dieses Instrument klingt, lebt, atmet.
Meine Neugier war geweckt. Ich suchte den Kontakt zu jemandem, der die Harfe nicht nur spielt – sondern baut. So kam ich zu Kevin Harrington, einem der wenigen hauptberuflichen Harfenbauer Irlands. Kevin sagte sofort zu.
Ein Willkommensmoment
Wir trafen uns an einem nasskalten Tag in Cork. Der Wind peitschte den Regen horizontal durch die engen Straßen, als ich in eine ruhige Wohngegend einbog. Die Gartentür – oben geformt wie eine Harfe – kündigte bereits an, wohin ich kam. Kevin empfing mich mit einem herzlichen Lächeln, und zwei verspielte Hunde begrüßten mich begeistert, ehe ich überhaupt ein Wort sagen konnte.
Drinnen bei Kevin – zuerst in seiner gemütlichen Küche, bei einer dampfenden Tasse Kaffee aus einer französischen Presse – spürte ich sofort, was ihn antreibt. Unser Gespräch floss leicht und vertraut, als hätten wir uns längst gekannt. Irgendwann nahmen wir unsere Tassen und gingen hinaus in seine Werkstatt.
Die Werkstatt als Zufluchtsort
Die Werkstatt ist eine kleine Holzhütte im Garten. Ein Ort ohne digitale Ablenkungen, nur Holz, Werkzeuge, Musik und eine beeindruckende CD-Sammlung, griffbereit in einem Regal. Kevin sagt, wenn er die Tür hinter sich schließt, betritt er eine andere Welt – eine Oase, in der er ganz bei sich ist. Ich spüre diese besondere Atmosphäre sofort. Der frische Duft von Holz, dieser selten gewordene Geruch in einer schnellen Welt, wirkt beruhigend.
Kevin plant, die Werkstatt eines Tages zu vergrößern, aber zugleich fürchtet er, dass etwas von ihrer Einzigartigkeit verloren gehen könnte. Ich verstehe diesen Gedanken sofort.
Leidenschaft und Hingabe
Alles, was Kevin macht, geschieht in akribischer Handarbeit. Jedes Detail, jedes Stück Holz, sogar die Holzdübel entstehen unter seinen Händen. Holz verzeiht keine Fehler – jeder Schnitt ist wohlüberlegt. „Ab ist ab“, sagt Kevin. Diese Art zu arbeiten, fasziniert mich. Es ist kein schneller Job, sondern echte Hingabe.
Ich beobachte, wie Kevin die Einzelteile einer Harfe zusammenfügt – die sogenannte „Hochzeit“. Kopf, Hals und Säule werden zu einem Ganzen. Ein Moment voller Bedeutung, den ich still und mit großer Bewunderung festhalten darf.
Fuji GFX 100 II – Fotografieren, wie es sein sollte
Bei Kevin war ich mit meiner Fujifilm GFX 100 II unterwegs – ein Werkzeug, das mir erlaubt, vollkommen unaufdringlich zu arbeiten. Ihre Schärfe, Farbtreue und Ruhe geben mir die Möglichkeit, präsent zu bleiben. Ich kann beobachten, ohne den Moment zu stören. Ein leiser Klick, mehr braucht es nicht.
Abschied mit Dankbarkeit
Als ich die Werkstatt verlasse, hat der Regen nachgelassen. Später am Atlantik, unter einem wunderschönen Sonnenuntergang, denke ich zurück an diesen Tag. An Kevins Gastfreundschaft und das tiefe Vertrauen, das er mir entgegengebracht hat.
Vielleicht war es genau dieses Vertrauen, das mich an diesem Tag so berührt hat. Es bleiben nicht nur Bilder. Es bleibt ein Gefühl von echter Begegnung.
Danke, Kevin.
KEINE MÄRCHEN SONDERN GESCHICHTEN
„Frei nach meinem Slogan – keine Märchen, sondern Geschichten – erzähle ich mit meinen Bildern Geschichten. Geschichten von Menschen wie sie sind, was sie machen und was sie bewirken.“
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