REISEBLOG Tunesien #11

REISEBLOG Tunesien #11

In der vergangenen Woche habe ich euch Tunis von oben gezeigt. Ich wollte euch unbedingt die moderne Seite dieser lebendigen Großstadt zeigen. Auf manchen Bilder könnte man glauben, dass man in Miami ist 🙂 . Hoffentlich haben euch die Bilder gefallen. Im heutigen Blogbeitrag befassen wir uns mit der unmittelbaren Geschichte Tunesiens.

DER ARABISCHE FRÜHLING

Im Dezember 2010 zündete sich im inneren des Landes der fahrender Gemüsehändler Mohamed Bouazizi an und starb einige Tage später im Spital. Grund dafür war, dass er alleine für das Einkommen seiner Familie sorgen musste, da sein Vater früh starb. Durch den Verkauf von Gemüse brachte er seine 5 Geschwister und seine Mütter gut über die Runden. Jedoch bekam er den Staat zu spüren, der immer wieder neue Genehmigungen von ihm wollte, sie beschlagnahmten seie Waren, seie Waage schlichtweg alle Arbeitsmittel. Er beschwerte sich über die Umstände. Bekam aber nur Misshandlungen zu spüren.

In weiterer Folge gab es mindestens 4 Selbstverbrennungen innerhalb von kürzester Zeit gab. Zwei Menschen starben.

Die diktatorische Tunesische Regierung versuchte alles, dass die Informationen über die Geschehnisse vom Landesinneren nicht an die breite Öffentlichkeit kamen. Das Gelang dank der damals schon vorhandenen sozialen Medien wie Facebook und Twitter nicht. Wegen dieser Nachrichten kam es zu Unruhen und Protesten die sich in Windeseile auf ganz Tunesien ausbreiteten.

VOM 28. DEZEMBER BIS ZUM UMSTURZ

Bereits einige Tage nach der Selbstverbrennung von Mohamed Bouazizi warnte der damalige „Diktator“ Präsident Zine el-Abidine Ben Ali, dass er gegen gewalttätige Proteste – die sich unabhängig voneinander über das ganze Land ausbreiteten – in aller Schärfe handeln werde. Jedoch ließen sich, vor allem junge, Tunesier nicht davon abhalten, weiter gegen die Diktatur zu rebellieren. Bereits am 10. Jänner 2011 versprach Ben Ali, nachdem er immer mehr unter Druck kam, dass er 30.000 neue Arbeitsplätze für Jugendliche installieren möchte. Gleichzeitig ließ er Militär vor öffentlichen Gebäuden stationieren (Das Verbot, öffentliche Gebäude zu fotografieren, gilt heute noch) und bezeichnete die Unruhen als Akt von Terroristen. Die Proteste weiteten sich auf Rechtsanwälte, Gewerkschaft, Lehrer und natürlich die Opposition aus. Schulen und Universitäten wurden geschlossen. Er herrschten teilweise bürgerkriegsähnliche Zustände. Schüsse fielen!

Am 12. Jänner 2011 flüchtete Ben Alis Frau Leila Ben Ali nach Dubai. Vor Ihrer Flucht bekam sie von Ihrem Mann noch den Auftrag, 1,5 Tollen Gold im Wert von 45 Millionen Eure von der Zentralbank abzuholen und mit Ihrem Fluchtflugzeug aus dem Land zu schaffen. Die musste den Gouverneur der Zentralbank befehlen, dass er 400 Millionen Euro nach Dubai überweisen soll. Damit sollte das finanzielle Auskommen im Exil sicher gestellt werden. 2 Tage später, am 14. Jänner flüchtete Ben Ali selbst nach Saudi Arabien, nachdem er zuvor eine Absage von Frankreich bekommen hatte. 

Darauf hin wurde seine Sommervilla in Hammamet geplündert, gestürmt und verunstaltet. Es muss eine fantastische Villa mit einem traumhaften Blick aufs Mittelmeer gewesen sein.

Politisch folge eine sehr turbulente Zeit, mit viel hick hack auf alle Seiten, bis schlussendlich im November 2011 eine verfassungsgebende Versammlung abgehalten wurde. Ben Ali uwurden wege Veruntreuung von Staatsvermögen zu 35 Jahren Haft und rund 21 Millionen Euro Strafe verurteilt, später wurde seine Strafe wegen Mitschuld am Tod von Demonstranten auf lebenslänglich verlängert. Erster demokratisch vereidigter Präsident wird Moncef Marouki.

Am 26. Jänner 2014 wurde die tunesische Verfassung verabschiedet. Grundpfeiler darin sind unter anderem die Staatsform Republik, als Religion der Islam und als Sprache das Arabische. Sie garantiert Gewissensfreiheit und Gleichberechtigung. In den Kammern sollen erstmals im arabischen Raum gleichviel Männer und Frauen sitzen. Ein langer Weg, der an diesem Datum zu Ende ging.

 

SOMMEERVILLA IM HAMMAMET

Wie geht´s weiter?

Ich hoffe, dass euch mein Beitrag heute wieder gefallen hat und ich euch etwas über die jüngere Geschichte von Tunesien vermitteln konnte. Beim nächsten Mal zeige ich euch etwas von der Landschaft im Land, ich zeige euch auf einige Bilder von der ländlichen Flora … Kakteen in freier Wildbahn wird es zu sehen geben.

 

Ihr könnt schon gespannt sein.

KEINE MÄRCHEN SONDERN GESCHICHTEN

„Frei nach meinem Slogan – keine Märchen, sondern Geschichten – erzähle ich mit meinen Bildern Geschichten. Geschichten von Menschen wie sie sind, was sie machen und was sie bewirken.“

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