Dietrich, der Fischer – Eine Begegnung in Donegal
Dietrich, der Fischer – Eine Begegnung in Donegal
Dietrich, der Fischer –
Eine Begegnung in Donegal
Es war einer dieser Tage, die ich nicht vergessen werde. Als ich am Morgen von meinem AirBnB losfuhr, hingen dichte Regenwolken über dem County Donegal. Es machte nicht den Anschein, dass die Wolkendecke auch nur eine einzelne Sekunde lang aufmachen würde, um wärmende Sonnenstrahlen auf den durchweichten Boden zu schicken. Tags zuvor hörte ich im Fernsehen einen verzweifelten Landwirt sagen, dass es in den letzten zehn Monaten keinen einzigen Tag gegeben habe, an dem es nicht geregnet hat. Die Felder stehen teilweise unter Wasser, der Torfboden ist überlastet. Man kann nur erahnen, was das für die Menschen dort bedeutet.
Doch an diesem Tag schien Irland mir wohlgesonnen. Die Wolken lichteten sich, die Sonne blinzelte vorsichtig durch die Lücken – und plötzlich war es ein heller, fast freundlicher Frühlingstag. Ich fuhr mit meinem weißen Mietwagen weiter über die Rossbeg-Halbinsel, mit offenem Blick für das, was der Tag bereithalten würde. Die Kameras lagen wie immer griffbereit auf dem Beifahrersitz – und wie so oft in Irland, war ich gerade im Begriff, mich auf die Weiterreise zu machen, als mir das Land selbst einen Grund gab, anzuhalten.
Hinter einer dieser typischen irischen Kuppen öffnete sich plötzlich die Landschaft. Der Lough Birroge lag vor mir – tiefblau, eingefasst von den weichen Hügeln Donegals. Ich trat auf die Bremse, parkte an der nächsten Ausbuchtung und griff zur Kamera – meiner Fujifilm GFX 50S II mit dem 32–64 mm, eine Kombination, die sich für Reisedokumentationen mehr als bewährt hat. Ich dachte nicht lange nach, wollte nur dieses Licht, diese Weite, diesen Moment festhalten.
In der Ferne sah ich einen Mann stehen. Seine Silhouette hob sich ruhig gegen den See ab. Die fließende Bewegung seiner Arme verriet mir sofort: Fliegenfischen. Als ich ihn sah, hob ich instinktiv die Hand – er antwortete mit demselben Gruß aus der Distanz. Wir gingen beide weiter, bis wir uns schließlich trafen.
Zunächst begannen wir ein Gespräch auf Englisch. Erst nach ein paar Sätzen stellte sich heraus, dass wir beide Deutsch als Muttersprache haben. Und so nahm der Tag eine ganz neue Wendung.
Ein Fischerleben in Irland
Dietrich Bonhorst ist in den 1980er-Jahren von Deutschland nach Irland ausgewandert. In Deutschland war das Leben als Fischer immer schwieriger geworden – in Irland fand er, was ihm fehlte: Platz, Ruhe, Wasser. Viel Wasser.
Er gründete eine kleine Agentur, mit der er Touristen zu verborgenen Seen führte. Heute ist Dietrich in Pension, aber seine Leidenschaft für das Wasser ist geblieben. „Ich fahr einfach von See zu See. Ich brauch nicht viel – nur meine Angel, die Kamera und ein wenig Ruhe.“
Seine Actioncam hat er immer dabei. Er betreibt einen erfolgreichen YouTube-Kanal, auf dem er seine Fahrten und Fänge dokumentiert. Ich war beeindruckt von seiner ruhigen, entschleunigten Art – jemand, der wirklich dort angekommen ist, wo er sein möchte.
Spontan ins Abenteuer
Er schlug vor, mir einen seiner Lieblingsplätze am See zu zeigen. Ich zögerte keine Sekunde, zog meine durchnässten Straßenschuhe aus, schlüpfte in meine Wanderschuhe – und los ging’s. Der Boden war weich und feucht, das Moos sog sich unter meinen Sohlen zusammen, während wir uns einen schmalen Trampelpfad entlang bewegten. Kein Plan, kein Ziel. Nur wir, das Wasser und ein bisschen Licht.
Ich hatte nur die GFX 50S II bei mir, aber sie war genau richtig. Unauffällig genug, um in der Stille nicht aufzufallen – aber kraftvoll genug, um das einzufangen, was ich in diesem Moment fühlte. Ich fotografierte nicht einfach nur einen Fischer. Ich fotografierte eine Geschichte.
Gedanken
Was bleibt mir von dieser Begegnung?
Es war ein stiller Moment, fernab jeder Planung. Zwei Menschen, ein Gespräch, ein geteilter Weg entlang eines irischen Sees. Dietrichs Ruhe, seine Lebensfreude, seine Nähe zur Natur – all das hat mich berührt. Diese Art des Unterwegsseins, bei dem sich Geschichten nicht gesucht, sondern gefunden anfühlen, ist es, was mich am meisten fasziniert.
Was bedeutet mir diese Art des Fotografierens?
Es geht mir nicht nur um das Bild, sondern um das Dahinter. Um das Vertrauen, das sich in einem Moment zeigt. Um das Licht, das mehr offenbart als nur Farben. Ich möchte genau diese echten Begegnungen sichtbar machen. Unaufgeregt, ehrlich, offen.
Vielleicht ist es genau das, was ich als Fotograf suche – diese echten Momente. Und genau deshalb vertraue ich auf Kameras, die mit mir fühlen.
KEINE MÄRCHEN SONDERN GESCHICHTEN
„Frei nach meinem Slogan – keine Märchen, sondern Geschichten – erzähle ich mit meinen Bildern Geschichten. Geschichten von Menschen wie sie sind, was sie machen und was sie bewirken.“
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